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Fälle von Romance Scamming nehmen immer weiter zu

In Singlebörsen werden sowohl Männer als auch Frauen immer öfters Opfer von Romance Scammern.

Die Zahl an Betrugsfällen im Internet steigt seit Jahren an. Dabei handelt es sich aber nicht nur um Taten zu Lasten von Versandhäusern oder um unbezahlte Bestellungen bei eBay. Eine besonders perfide Form des Internetbetrugs ist nämlich das sogenannte „Romance Scamming oder auch „Love Scamming“ “ (von „to scam“, betrügen). Es handelt sich bei den Tätern um die moderne Version der „Heiratsschwindler“.

Wie läuft Romance Scamming ab?

Beim Romance Scam werden gefälschte Profile in Singlebörsen eingestellt. Meist handelt es sich um Profile mit besonders attraktiven Fotos und prestigeträchtige Berufen wie Arzt oder Ingenieur. Von diesen Profilen aus werden potentielle Opfer angeschrieben. Ziel ist es bei der anderen Person das Gefühl der Verliebtheit herbeizuführen. Die Täter erhoffen sich dadurch an finanzielle Zuwendungen zu gelangen.
Die Urheber sind meist organisierte Banden mit Sitz in Westafrika oder Osteuropa. Dabei können Männer wie Frauen gleichermaßen Opfer dieser Masche werden. Die Gruppierungen aus Nigeria und Ghana haben sich primär auf Frauen ab 40 Jahren spezialisiert. Die osteuropäischen Banden zielen dagegen eher auf Männer ab.
In der Regel findet der Betrug in mehreren Schritten statt. Als erstes erfolgt eine spontane Kontaktaufnahme auf einer Singlebörse oder in einer Dating-App. Zum Teil erfolgt die Kontaktaufnahme aber auch in normalen sozialen Netzwerken wie Facebook. Es folgen umfangreiche Mails, Chats und zum Teil sogar Gespräche mittels Telefon oder Skype. In diesen ersten Gesprächen geht es fast nie bereits um Geld oder der Bitte um finanzielle Hilfe, sondern ausschließlich darum, Gefühle aufzubauen und sich so unverzichtbar für das tägliche Leben des Opfers zu machen.
In der nächsten Phase wird meist ein Treffen vereinbart. Häufig wird bereits hier ein „Zuschuss“ zu möglichen Reise- und Visakosten angefordert. In vielen Fällen muss vor dem geplanten Besuch aber noch etwas Wichtiges im Ausland erledigt werden. Es wird anschließend behauptet, dass auf der Rückreise aus dem Ausland ein „Unglück“ passiert sei. Meist findet dies bei der Durchreise durch ein afrikanisches Land statt. Hier werden sich dann immer neue plausible Geschichten ausgedacht, warum schnellstmöglich Geld nach Afrika überwiesen werden müsste. Sei es das „Freikaufen“ aus dem Gefängnis, das Zahlen von Krankenhauskosten oder ähnliches. Das Geld soll dann mittels anonymer Barüberweisung, häufig mittels Western Union oder MoneyGram, in das potentielle Land überwiesen werden.
Anschließend werden sich immer weitere Gründe ausgedacht, um neues Geld anzufordern. Dies geschieht solange, bis das Opfer nicht mehr zahlungsfähig oder zahlungswillig ist. Erst dann bricht der Kontakt ab.
Für die Opfer ist diese Art des Betruges regelmäßig besonders schwer zu verarbeiten. Es schmerzt nicht nur der finanzielle Verlust, sondern auch die Erkenntnis, dass die eigenen Gefühle und Hilfsbereitschaft ausgenutzt wurden.

Vorsicht auch beim Weiterleiten von Geldern oder Waren

In vielen Fällen beabsichtigten die Täter aber nicht nur unmittelbare finanzielle Zuwendungen. Häufig werden vom Opfer auch andere Hilfen eingefordert. Zum Beispiel wird um eine offizielle Einladung nach Deutschland gebeten, um leichter an ein Visum zu gelangen. In diesem Rahmen werden auch häufig Kopien von deutschen Pässen verlangt. Diese Vorlagen dienen den Tätern dann in vielen Fällen für die Fälschung eigener Ausweise.
Vorsicht ist vor allem auch dann geboten, wenn Waren oder Zahlungen weitergeleitet werden sollen. Zum Teil sollen Pakete angenommen und nach Afrika weitergeleitet werden. Meist befinden sich in den Paketen Waren, die mit gestohlenen Kreditkarten erworben wurden. Sobald der ursprüngliche Absender oder das Kreditkartenunternehmen dies bemerkt, wird er Strafanzeige gegen den deutschen Empfänger des Paketes stellen. Zusätzlich wird vom Empfänger die Herausgabe der Ware oder zumindest Geldersatz verlangt. Damit setzt sich die weiterleitende Person erheblichen rechtlichen Gefahren aus.
Auch beim Weiterleiten von Geldern ist höchste Vorsicht geboten. Meist soll das eigene Bankkonto zur Verfügung gestellt werden. Die eingehenden Zahlungen sollen dann per Barüberweisung ins Ausland weitergeleitet werden. Die Zahlungen auf das eigene Konto stammen meist aus betrügerischen Aktivitäten. Zum Beispiel handelt es sich um Vorleistungen von Käufern. Wenn die Käufer ihr Geld dann später, notfalls gerichtlich, zurückholen, bleibt der Kontoinhaber selbst auf den Kosten sitzen. Ebenfalls drohen in diesen Fällen Strafverfahren wegen Beihilfe zum Betrug oder Geldwäsche. In vielen Fällen wird den Opfern des Romance Scammings eine Beteiligung an den betrügerischen Geschäften unterstellt. In diesen Fällen kann dann nur noch ein Strafverteidiger helfen.

Romance Scam ist strafbarer Betrug

Regelmäßig ist in Deutschland beim Romance Scam der Straftatbestand des Betruges erfüllt. Denn meist wird von den Opfern eine Form des Gelddarlehens verlangt. Dies geschieht jedoch ohne die Absicht es jemals zurückzuzahlen. Es handelt sich daher um einen klassischen Eingehungs- oder Vorleistungsbetrug. Es drohen Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder Geldstrafe. Regelmäßig liegt sogar ein gewerbsmäßiger Betrug als Bande vor. In diesen Fällen droht Freiheitsstrafe zwischen einem und zehn Jahren.
Da die Taten aber über das Internet stattfinden und die Hintermänner meist in Westafrika oder Osteuropa sitzen, ist die Ermittlung von Tatverdächtigen häufig schwierig bis unmöglich. Nur in den wenigsten Fällen gibt es auch greifbare Kontaktpersonen in Deutschland.

Wie kann man sich vor Romance Scam schützen?

Vor allem Frauen über 40 Jahre werden häufig Opfer vom sogenannten Romance Scam. Dabei kann es sowohl klassische Singlebörsen als auch moderne Dating-Apps wie Tinder oder Lovoo treffen. Obwohl die Betreiber der Plattformen immer stärker versuchen, solche Fakeprofile frühzeitig zu sperren, steigt die Anzahl der bekanntgewordenen Fälle in den letzten Jahren.
Die Zeiten in denen man die Betrüger anhand von schlechtem Deutsch oder Englisch erkennen konnte sind vorbei. Mittlerweile erfolgen Betrugsfälle auch im fehlerfreien Deutsch oder Englisch. Auch denken sich die höchst professionalisierten Banden immer neue Ideen aus, um die Zweifel der potentiellen Opfer zu zerstreuen. Sie haben das psychologische „Spiel“ mit den Gefühlen ihrer Opfer quasi in den Jahren „perfektioniert“.
Der beste Schutz ist und bleibt: Seien sie immer skeptisch bei der Kontaktaufnahme durch fremde Personen. Dies gilt vor allem, wenn man sich nicht erklären kann, woher die Person das eigene Profil kennt. Spätestens wenn es direkt oder indirekt um finanzielle Zuwendungen oder der Weiterleitung von Waren oder Geldern geht, sollten alle Alarmglocken klingeln und der Kontakt abgebrochen werden.
Obwohl die Chance die Hintermänner zu erwischen und das eigene Geld zurückzuerlangen gering ist, kann sich eine Strafanzeige bei der Polizei lohnen. In manchen Fällen gibt es nämlich doch verfolgbare Spuren. Zumindest erschwert man den Tätern dadurch das Finden neuer Opfer. Auch kann man sich gegebenenfalls vor eigenen Strafverfahren schützen.