Sorgfältige Wortwahl? Als Herr G. vom „totalen Krieg“ sprach

Und da ist es wieder einmal passiert. Ob nun bewusst oder unbewusst, ein Vertreter aus den Medien bzw. der Politik verwendet ein Zitat aus der Nazi-Zeit. Da sind wir Deutschen natürlich besonders reizbar.

Als der Schlichter rund um den „Stuttgart 21“ Streit Heiner Geißler beim derzeitigen Versuch der Schlichtung vom „totalen Krieg“ sprach, erschütterten die Medien. Bereits einige Tage zuvor bediente er sich vergleichbarer Wortwahl, diesmal ist es aber aufgefallen.

Diese Worte sind seit dem ehemaligen Propagandaminister Goebbels während des 2. Weltkriegs nie wieder wirklich und derart medienpräsent benutzt worden. Zum Glück? Viele verbinden diese Worte mit aussichtslosen Kämpfen und zermürbten Soldaten, festgehalten auf schwarz-weiß Bildern und Filmen, die einem im Geschichtsunterricht x-mal und bis zum heutigen Tage begleiten sollten.

Nun räumte der ehemalige CDU-Generalsekretär ein, er habe diese Worte „absichtlich zugespitzt“, um die Problematik und Notwendigkeit eines friedlichen Lösungsweges in dem Streit rund um den Aus- und Umbau des Stuttgarter Hauptbahnhofs zu verdeutlichen. Ferner bekräftigte er, dieses schreckliche Zitat „sehr sorgfältig gewählt“ zu haben.

Seit wenigen Tagen keimte die Diskussion über den nicht enden wollenden Schlichtungsversuch erneut auf, als die ersten Ergebnisse zum Stresstest durch die Medien sickerten. Auch wurden neue Vorschläge unterbreitet, um eine sinnvolle und zufrieden stellende Lösung auf Seiten der Deutschen Bahn AG sowie auch bei den Stuttgart21-Gegnern und Demonstranten zu erzielen.

Ob es hierfür eines solchen Zitats bedarf, erscheint allerdings sehr fragwürdig. Selbst wenn niemand direkt davon betroffen sein dürfte und auch eine Beleidigung nach § 185 StGB ausscheidet, sind solch Zitate diskutabel.
( Quelle: 03.08.2011)