StGb Kommentar

Pokerstar Dan Bilzerian entgeht Gerichtsverhandlung

Gegen Zahlung von 20.000 US-Dollar entgeht der bekannte Pokerspieler einem Gerichtsverfahren. Ihm hätten ansonsten bis zu 12 Jahre Freiheitsstrafe gedroht.

Ende letzten Jahres wurde der Pokerspieler Dan Bilzerian in den USA kurzzeitig festgenommen. Ihm wurde vorgeworfen, ein Wohnmobil gemeinsam mit einem Freund mittels Sprengstoff in die Luft gejagt zu haben. Da der Multimillionär Bilder davon auf Instagram veröffentlichte, kamen die Ermittler schnell auf seine Spur. Handy-Ortungsdaten von Bilzerian dienten als weiteres Indiz.
Weder Bilzerian noch sein beteiligter Freund sollen nach Medienberichten nun jedoch vor Gericht erscheinen müssen. Der Strafverteidiger von Bilzerian soll einen bizarren Deal mit den Behörden ausgemacht haben.

Gegen Zahlung von 20.000 US-Dollar soll das Verfahren eingestellt werden. Außerdem soll Bilzerian über seinen Instagram-Account, der über 6,4 Millionen Follower hat, einen Informationsfilm des Bureau of Land Managments veröffentlichen. Die Behörde ist für die Verwaltung und wirtschaftliche Verwertung von öffentlichem Land in den USA zuständig. Die Explosion erfolgte auf einem Landstrich, der dieser Behörde unterstellt war.
So unglaublich die Geschichte auch klingen mag, so ist sie nicht völlig unglaubwürdig. Während in Deutschland strenge Regelungen für Verständigungen („Deals“) gelten, hat das sogenannte „Plea bargaining“ in den USA eine lange Tradition. Anders als im deutschen Rechtssystem kann nämlich nicht nur über die Strafe verhandelt werden, sondern auch über gesamte Straftatbestände und die Schuldfrage als solche. In vielen Bundesstaaten ist es üblich, dass bei einem geständigen Angeklagten nicht wegen Mordes, sondern lediglich wegen Totschlags angeklagt wird.

Daher verwundert es auch nicht, dass sich bei schwerster Kriminalität in den USA über 95% der Angeklagten für schuldig bekennen. Häufig wird dadurch nämlich die Anwendung der Todesstrafe vermieden. Dabei dürfen die Gerichte in den USA sogar ein „taktisches Schuldbekenntnis“ eines ansonsten bestreitenden Angeklagten akzeptieren. Die deutsche Strafprozessordnung (StPO) unterliegt dem Amtsermittlungsgrundsatz und sieht dagegen selbst bei einem geständigen Angeklagten vor, dass sich das Gericht von der Schuld des Angeklagten überzeugen muss.

Trotz alledem wäre eine 20.000 US-Dollar Geldauflage auch für amerikanische Verhältnisse eine sehr milde Sanktion für einen Multimillionär. Vor allem wenn man bedenkt, dass im Falle einer Verurteilung eine Freiheitsstrafe bis zu 12 Jahren gedroht hätte. Auch hier gelten in Deutschland andere Maßstäbe. Man beachte nur die Rekordgeldauflage von über 100 Millionen US-Dollar im Verfahren gegen Bernie Ecclestone.
Die zahlreichen Fans von Bilzerian wird es freuen. Der Werbeeffekt für die Popularität des sich gern in Szene setzenden „Pokerstars“ ist – wie es so schön in der Werbung heißt – „unbezahlbar“.